Die gebürtige Turinerin und Wahl-Mailänderin Paola Navone ist eine der großen Protagonistinnen des zeitgenössischen Designs. Ihre eklektische Persönlichkeit verleiht ihren Projekten einen fröhlichen Ansatz: Als weitgereiste Kreative lässt sie sich von den Farben und Atmosphären wärmerer Klimazonen inspirieren und schafft es mühelos, östliche und westliche Referenzen zu verbinden.

Nach dem Abschluss ihres Architekturstudiums am Polytechnikum Turin schloss sich Paola Navone der Gruppe Alchimia an und gehörte zur italienischen Design-Avantgarde der 1970er und 80er Jahre, wo sie Seite an Seite mit Alessandro Mendini, Ettore Sottsass und Andrea Branziarbeitete . Ihre visionäre Arbeit für Alchimia brachte ihr den International Design Award ein, der 1983 in Osaka verliehen wurde.

Ihr Stil zeichnet sich durch eine gekonnte Mischung von Kulturen und Referenzen aus. Wie würden Sie Ihren kreativen Ansatz beschreiben?

Jedes meiner Projekte entsteht aus einer Begegnung und aus einem Prozess der spontanen Kontamination. Die Schaffung von Verbindungen zwischen Menschen, Gefühlen oder Dingen, die verschiedenen Welten angehören, ist Teil meiner Denkweise über Design. Ich finde es wunderbar, Materialien, Formen und Farben zu mischen, die unterschiedliche Geschichten haben. Die Ergebnisse machen immer viel Spaß und sind völlig unvorhersehbar.

Im Jahr 2000 wurde sie von der deutschen Zeitschrift Architektur & Wohnen als Designerin des Jahres ausgezeichnet und gründete ihr Designbüro Studio OTTO. Das Studio ist der pure Ausdruck ihrer grenzenlosen Neugier, die sie in der Materialforschung vorantreibt, ohne dabei den Respekt vor der Vergangenheit und den Blick nach vorne zu verlieren. Im Laufe ihrer Karriere hat Paola Navone mit viel Gespür und Kreativität Objekten mit einzigartigem Charme ihren Stempel aufgedrückt: von den Vasen der Corsi Design Factory über die Esstische von Slide und die Lampen von Karman bis zu den Sitzmöbeln von Casamilano.

Es wäre unmöglich, Sie in den Standardkanon des Designs einzuordnen. Wie hat Ihre eklektische und feminine Persönlichkeit Ihre Karriere vorangetrieben? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte.

Alles in meinem Leben hat sich immer ein wenig zufällig ergeben. Ich hatte schon immer eine angeborene Neugierde für Alltagsgegenstände, die zu den verschiedenen Traditionen der Welt gehören. Irgendwann wurde meine Leidenschaft für Objekte zu meinem Beruf.

Meine Nomadenseele ist in allem, was ich tue, präsent, ebenso wie mein Instinkt für Unvollkommenheit, meine Vorliebe für natürliche Materialien und handgefertigte Dinge und natürlich mein Hang zur Kontamination. Wenn diese Dinge den ästhetischen Kanon des heutigen Designs durchkreuzen, ist das ein Zufall.

Gibt es unter all den Werken, die Sie als Designer und Architekt geschaffen haben, eines, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Es gibt eine ganz besondere Ecke in meinem Haus. Ich nenne sie "magische Wand", denn jedes Mal, wenn ich sie betrachte, entführt sie meine Fantasie aus der Stadt. Meine "magische Wand" hat alles, was ich mir gerne vorstelle und um sie herum habe. Die unkonventionelle Mischung von Dingen, die ihre eigene kleine Geschichte zu erzählen haben, die Schönheit, Gegenständen ein zweites Leben zu geben, ein bisschen skurril und unerwartet. Es ist in allen Schattierungen des Wassers gehalten, den Farben meiner Welt.

Ihre Philosophie als Designerin basiert auf einem thailändischen Konzept - thammada -, das "jeden Tag" bedeutet. Was hat es damit auf sich?

Thammada ist der schöne thailändische Ausdruck für einfache und gewöhnliche Dinge. Ich glaube, nichts kommt meinem Sinn für Design näher. Thammada ist meine Einstellung, alltägliche Dinge auf eine andere Art und Weise zu betrachten, indem ich sie mir spontan an einem anderen Ort oder in einem anderen Kontext vorstelle. So wird selbst der anonymste und gewöhnlichste Gegenstand zu etwas Außergewöhnlichem und erhält eine neue Chance, vielleicht auf eine fröhlichere und "poppigere" Art.