Eisenkunst von Stefano Robiglio

Die Komplexität der Natur und die menschliche Psyche sind die wichtigsten Inspirationsquellen für die handgefertigten Stücke von Stefano Robiglio. Stefano Robiglio hat eine hervorragende Technik und eine persönliche Ästhetik der Kontraste entwickelt - in einigen Fällen glatt und sauber, in anderen rau und facettenreich - nach einer langwierigen Reise der Selbstausbildung, um dieses Handwerk zu erlernen. Schneiden, Bildhauen, Schweißen, Schmieden und Polieren sind nur einige der Arbeitsschritte, die zu seinen einzigartigen Skulpturen und Entwürfen führen, die eine starke künstlerische Note haben und die Introspektion des Kunsthandwerkers zum Ausdruck bringen.

Die materiellen Details und die rauen Oberflächen der Werke von Robiglio machen jedes Artefakt zu einem echten und handwerklichen Produkt, das eine Art von Schönheit ohne Filter definiert und ein wahres handwerkliches Können verkörpert. So offenbart ein vermeintlich kaltes Material seine komplexe Seele: Wenn es erhitzt wird, erwacht das Metall zum Leben, wird weich und formbar und härtet wieder aus, um den Geist des Künstlers einzufangen. Erfahren Sie mehr über den kreativen Prozess hinter den Kunstwerken von Stefano Robiglio.

Das Schmieden von Metall war schon immer Ihre Leidenschaft, die sich im Laufe der Jahre entwickelte und später zu Ihrem Beruf wurde. Erzählen Sie uns von Ihrem Weg bis zu diesem Punkt: Wie wurde dies zu Ihrer Berufung?

Zunächst möchte ich betonen, dass ich mir alles selbst beigebracht habe, angetrieben von einer angeborenen Leidenschaft, "Dinge bauen" zu wollen. Holz und Stein konnten meine Bedürfnisse nicht vollständig befriedigen; stattdessen war Stahl für mich wie Magie. Nach der Highschool arbeitete ich etwa zehn Jahre lang im Familienbetrieb für Kühlgeräte, und abgesehen von den üblichen Eltern-Kind-Missverständnissen hatte ich die Gelegenheit, das Schweißen von Eisen, Edelstahl und Kupfer ausgiebig zu üben. Von da an war es eine Abfolge von kleinen Schritten in meiner Freizeit, in der ich zunächst begann, meine eigenen Tische, Bücherregale, kleinen Skulpturen und Accessoires zu entwerfen. Der konsequente Ansatz und die unendlichen Möglichkeiten, die die Arbeit mit diesem Metall bietet, trugen zu einem schnellen Fortschritt bei.

Vor sechs Jahren beschloss ich, aus meiner Leidenschaft ein eigenes Unternehmen zu machen, und begann, Stück für Stück meine Werkstatt einzurichten und meine eigenen Entwürfe zu entwickeln. Anfangs war das Interesse der Öffentlichkeit" nicht sehr groß, also beschloss ich, einen Teil meiner Energie auf traditionellere Arbeiten wie Tore, Geländer und Treppen zu konzentrieren, wobei ich stets meine persönliche Note einbrachte. Auf diese Weise konnte ich meine kreativen Visionen für Designermöbel und Skulpturen finanzieren, auch wenn man sagen kann, dass ich den künstlerischen Teil eher entdeckt habe, um mir selbst zu beweisen, dass ich in der Lage war, bestimmte Produkte herzustellen, als aus einer echten Berufung heraus. Je mehr ich mich jedoch in die Bildhauerei vertiefte, desto mehr konnte ich Gefühle und Emotionen ausdrücken, die sonst nie zum Vorschein gekommen wären, wobei ich mich stets von der Schönheit der Natur und der Komplexität der menschlichen Seele inspirieren ließ.

Jede Ihrer Skulpturen hat eine eigene Persönlichkeit, die eine besondere Botschaft vermittelt und eine einzigartige ästhetische Seele in sich trägt. Welches ist die Skulptur, die Ihr Werk in all seinen Facetten am besten repräsentiert?

Es gibt keine einfache Antwort auf diese Frage, denn alle meine Skulpturen werden immer einen Teil von mir bewahren, den ich nie zurückbekomme. Sicherlich wurde jede zu einem bestimmten Zeitpunkt und mit einem anderen Ziel konzipiert, aber ich könnte wohl sagen, dass "Dafne" zum jetzigen Zeitpunkt diejenige ist, mit der ich völlig im Einklang stehe und die die Essenz meiner Arbeit am besten verkörpert und hervorhebt. Es ist mein neuestes Werk und das erste, das vollständig aus rostfreiem Stahl und nicht aus Eisen gefertigt ist: Diese Wahl beruht in erster Linie auf der Möglichkeit, es auch im Freien ohne Korrosionsgefahr aufzustellen. Aus emotionaler Sicht erinnert das Konzept des rostfreien Stahls an etwas, das von Natur aus ewig und unendlich ist. Was auf den ersten Blick auffällt, ist der ästhetische Aspekt der anmutigen und klaren Linien, und in gewisser Weise vermittelt die glänzende Oberfläche Modernität und Einheitlichkeit.

Die Skulptur besteht aus mehr als viertausend Kacheln, von denen jede etwa 2 x 2 cm groß ist: Sie werden aus Metallblechen geschnitten, mit Hammer und Zange geformt und schließlich mit einer unlösbaren Verbindung verschweißt, so wie Moleküle, die sich Stück für Stück zu komplexeren Strukturen zusammenfügen. Ich habe diese Technik auch in anderen Werken verwendet, weil ich finde, dass sie die unendlichen und vielfältigen Facetten der menschlichen Seele perfekt wiedergibt: Einerseits hebt die Verwandlung in eine Pflanze (die notwendig ist, um sich selbst zu retten) die außergewöhnliche Schönheit hervor, während andererseits die Gier und die Lust auf Besitz (die sich unter der glänzenden Oberfläche verbergen). Das von der griechischen Mythologie inspirierte Thema ist meiner Meinung nach sehr aktuell, und mit dieser Skulptur möchte ich das feierliche Konzept aufzeigen, dass man Schönheit bewundern und respektieren muss, anstatt sie zu besitzen, egal ob es sich um die Natur oder den Menschen handelt.

Die Metallbearbeitung ist eine komplexe Kunst, und die Herstellung eines Objekts durchläuft mehrere Phasen. Erzählen Sie uns, wie die Komposition einer Ihrer Skulpturen zustande kam, von der Konzeption bis zur endgültigen Herstellung.

Von der anfänglichen Vision in meinem Kopf bis zum Endprodukt gibt es eine kontinuierliche Entwicklung und Transformation. Ich habe weder ein bestimmtes Design, dem ich folge, noch eine blinde Hingabe an das Streben nach Perfektion; im Gegenteil, ich finde, dass Unvollkommenheiten die wahre Schönheit offenbaren. Deshalb verfolge ich einen völlig "fließenden" Ansatz, bei dem sich das Werk je nach Bedarf und Moment entwickelt und verändert: Die Transformation ist immer der Schlüssel und die einzige Gewissheit. Ästhetisches Profil und kontinuierliche Forschung sind meine ständigen Leitlinien. Ich fühle mich nie an einen bestimmten Stil gebunden, sondern experimentiere gerne mit verschiedenen Techniken und unterschiedlichen bildhauerischen Formen. Schließlich glaube ich, dass das Gefühl vor der Technik kommt.

Manche Werke entstehen aus dem Nichts und in einem Rutsch, von der Vision bis zur Kreidezeichnung auf dem Eisentisch der Werkstatt und dann direkt in der Schmiede. Andere hingegen brauchen mehrere Monate bis zur Fertigstellung, durchlaufen verschiedene Phasen der Begeisterung und Momente, in denen ich das gesamte Projekt in Frage stelle, nur um Wochen später mit neuen Ideen und neuem Enthusiasmus wieder daran zu arbeiten. Schneiden, Formen, Schweißen, Schmieden und Polieren sind alltägliche Handgriffe, aber sie nehmen jedes Mal andere Formen und Bedeutungen an, in manchen Fällen sogar unerwartete, denn Schönheit kommt von Vielfalt: Das ist es, was mir den Anreiz gibt, neue Skulpturen zu schaffen. Etwas zu schaffen ist immer anstrengend, und leider ist es ziemlich schwierig, den Menschen klar zu machen, dass hinter dem Endergebnis auch Fehler stecken.

Kunst und Handwerk sind zwei sich ergänzende Elemente sowohl in Ihren Skulpturen als auch in Ihren Designmöbeln. Erzählen Sie uns, wie sie zusammenspielen und welche Philosophie hinter Ihren Inspirationen steht.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Kunst und Handwerk auf viszerale Art und Weise zusammenspielen. Ein Beispiel: Manchmal beginne ich eine Skulptur zu entwerfen und stelle später fest, dass sie sich perfekt als Möbelstück eignen würde: Kunst bleibt nicht nur auf etwas Schönes beschränkt, das betrachtet werden oder zum Nachdenken anregen soll, sondern sie erfüllt ganz konkret eine Funktion im Alltag. Die Inspiration, die alle meine Kreationen verbindet, ist die Natur in all ihren Formen: Ich liebe die Details in der Textur und die rauen Oberflächen, die dem Stück das Gefühl geben, echt und vollständig handgefertigt zu sein, und so eine Art von Schönheit ohne Kunstgriffe oder Filter definieren. Ob Kunst oder Kunsthandwerk, die Essenz des Arbeitsprozesses ist die ausschließlich manuelle Ausführung, ohne den Einsatz von industriellen Maschinen oder Software. Der Handwerker ist ein Künstler, und die Kunst entsteht aus dem Handwerk, einer weiterentwickelten Form der Kunst: Das ist ein Konzept, das Galeristen und viele Künstler nicht teilen, aber um seine Ideen am besten zum Ausdruck zu bringen, muss man zunächst wissen, wie man handwerklich arbeitet.

Eisen ist das härteste aller Metalle, ein Material, das in der Hand des Künstlers und Handwerkers lebendig wird. Welche Eigenschaften lieben Sie an ihm am meisten und welche machen den bildhauerischen Prozess komplexer?

Der interessanteste Aspekt von Stahl ist zweifellos die Möglichkeit, fast jederzeit Material hinzuzufügen oder zu entfernen. Durch eine Mischung aus traditionellen Schmiedetechniken mit Schmiede, Hammer, Amboss und Hammer und anderen moderneren Techniken wie Lichtbogenschweißen und Plasmaschneiden bin ich in der Lage, ohne feste Muster zu arbeiten und während des gesamten Prozesses unzählige Variationen vorzunehmen. Dieses Material, das als bescheiden und kalt gilt, birgt in Wirklichkeit eine Seele voller Nuancen und Kontraste. Wenn es erhitzt wird, erwacht das Metall zum Leben und lässt sich für einige Augenblicke formen, und wenn es abkühlt, härtet es aus und hält das Wesen des Werks für immer fest. Natürlich gibt es nicht nur positive Eigenschaften: Das Gewicht, die große Energie und die Härte des Stahls machen den Prozess auch mühsam und manchmal anstrengend. Den Formen eine skulpturale Qualität zu verleihen, wird noch dadurch erschwert, dass man das glühend heiße Metall nicht mit bloßen Händen berühren kann, weshalb Werkzeuge unerlässlich sind, um das gewünschte Design zu erreichen.